Aktienrente – Rentenreform mit Wertpapieren

Renterehepaar Spaziergang

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„Die Rente ist sicher!“. Die berühmte Aussage des ehemaligen Bundesarbeitsministers Norbert Blüm ist längst obsolet – zumindest, wenn die Altersvorsorge nicht reformiert wird. Mit der Aktienrente will die Bundesregierung dafür sorgen, dass die Rentenkasse auch für künftige Generationen gefüllt bleibt. Das Wichtigste zum sogenannten Generationenkapital lesen Sie in unserem Beitrag.

(Der gesamte folgende Text wurde von unserer Redakteurin ohne den Einsatz von KI geschrieben)

Aktienrente und Generationenkapital – was ist das?

Aktienrente und Generationenkapital, beide Begriffe werden in der Debatte um eine dringend notwendige Rentenreform verwendet. Der Begriff Aktienrente entstammt ursprünglich dem Wahlkampfprogramm der FDP vor der letzten Bundestagswahl. Geplant war eine teilweise Investition der Rentenbeiträge in Aktienfonds. Weil das Konzept bei der Regierungsbildung durchfiel, erarbeiteten die Liberalen ein neues Programm, jetzt unter dem Titel „Generationenkapital“.

Der dennoch weiterhin als Aktienrente bezeichnete Entwurf sieht vor, dass nicht die Beiträge des Einzelnen in Wertpapiere fließen, sondern das bislang rein umlagefinanzierte Rentensystem auch kapitalgedeckt finanziert wird. Das bedeutet: Der Staat nimmt Schulden auf und legt das Geld in Aktien und Fonds an. Die Erträge sollen in die Rentenkasse fließen und so eine stetige Erhöhung der Beiträge bzw. eine Absenkung des Rentenniveaus verhindern.

Junge und ältere Frau im Park
Der soziale Wandel bringt das Rentensystem in Schieflage – das Generationenkapital wird als mögliche Lösung diskutiert

Generationenkapital und Aktienrente – warum stehen sie überhaupt zur Diskussion?

Die Art der Reform ist umstritten, über die Notwendigkeit herrscht allerdings Konsens: Das derzeitige Rentensystem droht in naher Zukunft zu kollabieren. Durch die Überalterung der deutschen Gesellschaft zahlen immer weniger Erwerbstätige in die Rentenkasse ein und immer mehr Ruheständler werden zu Leistungsempfängern. Insbesondere bis 2036 verschärft sich dieses Problem, weil mit den Babyboomern die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen.

Soll das umlagefinanzierte System vor diesem Hintergrund weiter funktionieren, müssten entweder die Beiträge massiv angehoben, die Renten gekürzt oder das Eintrittsalter erhöht werden. Auch eine Mischung aus diesen Maßnahmen wäre denkbar. Äußerst unpopulär sind alle und außerdem könnte sich dadurch das Problem der Altersarmut verschärfen. Die Ampelkoalition schreckt davor zurück und hält das System durch immense Zuschüsse in die Rentenkasse am Leben. Jährlich sind dies 100 Milliarden Euro und damit ein Viertel des gesamten Bundeshaushalts! Das ist auf Dauer nicht zu stemmen.

Umfrage: 72 Prozent halten die Rente für nicht sicher

DIE DISKUSSION UM DIE RENTENREFORM HAT BEI DEN DEUTSCHEN ZU EINER TIEFEN VERUNSICHERUNG GEFÜHRT. DAS HAT ZUMINDEST EINE UMFRAGE DES MARKTFORSCHUNGSINSTITUTS INSA IM AUFTRAG DER BILD AM SONNTAG ERGEBEN. DEMZUFOLGE BEANTWORTETEN 72 PROZENT DER 1.045 TEILNEHMER DIE FRAGE „GLAUBEN SIE, DASS DIE RENTE IN DEUTSCHLAND AUF LANGE SICHT (EHER) SICHER ODER UNSICHER IST?“ MIT „EHER UNSICHER“.

Die Erhebung vom April 2024 fragte auch die Meinung zu verschiedenen Lösungsvorschlägen ab. Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters lehnen 53 Prozent ab, 75 Prozent wollen keine Rentenkürzung in Kauf nehmen. Eine Reform hingegen befürworten 83 Prozent – allerdings wurde hier nicht nach der Aktienrente gefragt, sondern nach der Integration von Beamten, Freiberuflern und Politikern in das gesetzliche Rentensystem.

Steigende Aktienkurse
Rentengelder in Aktien anlegen – Schweden macht es erfolgreich vor

Renten durch Aktien finanzieren – Vorbild Schweden

Auch andere Länder stellt der demografische Wandel vor Probleme bei der Finanzierung des Rentensystems. In Schweden etwa steuerte der Staat schon Ende der 1990er Jahre gegen und führte die Aktienrente für Erwerbstätige ein. Diese investieren seither 2,5 Prozent ihres Gehalts wahlweise in einen staatlichen oder in andere Aktienfonds und erwirtschafteten mit der Prämienrente rund zehn Prozent Rendite jährlich.

Das Modell war Vorbild für den Vorschlag der FDP. Wertpapieranlagen wird in Deutschland jedoch traditionell mit großer Skepsis begegnet, so dass die Aktienrente hier nicht in dieser Form umsetzbar ist.

Wie funktioniert das Generationenkapital?

Der deutsche Weg mit dem Generationenkapital entbindet den Einzelnen von der Verantwortung, sich mit der Aktienrente zu befassen. Stattdessen kümmert sich der Staat um alles, beginnend mit der Gründung einer „Stiftung Generationenkapital“. Von einem Vorstand und Kuratorium kontrolliert, legt diese das Geld an und verwaltet die Erträge.

Die Planungen sehen vor, dass bereits 2024 ein Darlehen von 12 Milliarden Euro vom Staat aufgenommen und von der Stiftung am Kapitalmarkt investiert wird. Bis 2036 sollen insgesamt 200 Milliarden ins Generationenkapital fließen, wobei 15 Milliarden aus Bundesmitteln stammen. Der Gesetzentwurf sieht weiterhin vor, dass die Erträge aus den Wertpapieranlagen ab 2036 die Rentenkasse als weiteres Finanzierungsstandbein stützen. Und was ist mit der Schuldenbremse? Sie gilt für die Darlehen nicht, so dass der Bund keine Rücksicht auf einen Kreditrahmen nehmen muss.

Das Generationenkapital ist Bestandteil des Rentenpakets II, das Stand April 2024 noch vor der Abstimmung im Bundestag und Bundesrat steht. Das Rentenpaket I trat übrigens 2023 in Kraft und umfasste Rentenerhöhungen und Reformen bei der Erwerbsminderungsrente.

Hände Gemeinschaft
Generationenkapital kann den Bundeshaushalt entlasten

Vor- und Nachteile des Generationenkapitals

Rund um das Generationenkapital hat sich eine intensive Debatte entzündet. Während Sozialverbände die Finanzierung der Renten mit Aktien kritisch bewerten („Börsenzockerei“), sehen Finanzexperten keine Alternative.

Das sind die häufig vorgebrachten Vor- und Nachteile der Aktienrente:

Aktienrente VorteileAktienrente Nachteile
Generationenkapital entlastet nach Aufbauphase Bundeshaushalt und Rentenbeitragszahlerandere Reformoptionen wie die Rentenversicherungspflicht für Beamte oder Selbstständige bleiben außen vor
langfristige Anlagestrategie und Stiftung als Kontrollinstanz minimieren KursrisikenSchwankungen am Kapitalmarkt machen die Alterssicherung unzuverlässig
gute Renditeaussichten, die mit keiner anderen Anlageform zu erzielen sindNeuaufnahme von Schulden ist eine Bürde für künftige Generationen
langfristig könnte nicht nur der Staat, sondern auch der Bürger Generationenkapital anlegenstaatliche Verwaltung verhindert, dass der mündige Bürger sich selbst um Aktieninvestments kümmert

Was bedeutet die Aktienrente bzw. das Generationenkapital für Arbeitnehmer?

Sollte das Generationenkapital eingeführt werden und wie geplant funktionieren, können Arbeitnehmer mit einem stabilen Rentenniveau von 48 Prozent rechnen. Eine weitere Absenkung unter diesen Wert ist schließlich das erklärte Ziel der Rentenreform II.

Weiterhin erhöhen sich die Rentenbeiträge zwar, aber nicht so stark wie ohne Generationenkapital. Bis 2027 soll der Beitrag 18,6 Prozent betragen, ab 2028 dann 20 Prozent und ab 2030 ist ein sukzessiver Anstieg auf 22,3 Prozent bis 2035 geplant.

Aktienrente privat? So können Sie für die eigene Rente vorsorgen

Wer sich nicht auf das staatliche Generationenkapital verlassen will, kann die Aktienrente privat organisieren und von den Renditechancen am Kapitalmarkt profitieren. Finanzexperten empfehlen dies immer wieder, da sich mit Festgeldern und Sparbüchern alleine nicht einmal ein Inflationsausgleich erzielen lässt. Das heißt, die Zinsen liegen unter der Inflation und privates Geldvermögen schrumpft mit der Zeit.

Mann der bedrückt vor einem halbleeren Glas mit Münzen sitzt
Privat für die Rente vorsorgen – eine gute Idee, sagen Experten

Um sich nicht dem Kursrisiko von reinen Wertpapieranlagen auszuliefern, bietet sich eine Streuung des Kapitals an: Sie legen Ihr Geld also in verschiedenen Formen an, zum Beispiel festverzinst, in Immobilien, Gold und Aktien. Auch der Staat unterstützt die private Rentenvorsorge mit Zuschüssen und Steuervergünstigungen.

Folgende Möglichkeiten stehen Ihnen offen, um die staatliche Rente eigenverantwortlich zu ergänzen:

  • Riester: staatlich geförderter Fonds- oder Banksparplan, Bausparvertrag, Wohn-Riester
  • Rürup: zuschussgestützte, fondsgebundene oder klassische Lebens- oder Rentenversicherung für Selbständige und Freiberufler
  • Betriebliche Rente: Pensionsfonds, Unterstützungskasse, Betriebliche Altersvorsorge (bAV), Pensionskasse
  • Private Rentenversicherung: Beitragszahlungen für Monatsrente im Alter
  • Lebensversicherung: Sparanlage ohne oder mit Todesschutz (Kapital- bzw. Risikolebensversicherung)
  • Aktien, ETFs, Fonds: Anlagen am Kapitalmarkt, auch als Sparplan
  • Immobilien: „Betongold“ als inflationssichere Vorsorge

Aktienrente – Stabilisierung oder Spekulation?

Ob die Aktienrente bzw. das Generationenkapital die Probleme des Rentensystems lösen kann, wird die Zukunft zeigen. Erfolgsmodelle aus Ländern wie Schweden sind nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, geben aber Anlass zur Hoffnung.

Fakt ist, dass es mit dem bisherigen Modell so nicht weitergehen kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich nicht auf den Staat verlassen und auf jeden Fall privat vorsorgen. Das geht mit Aktien, aber auch mit anderen Sparformen.

Wie Sie darüber hinaus im Alltag sparen können, lesen Sie im Beitrag „Geld sparen“ und welche Versicherungen für den Schritt in die Selbstständigkeit wichtig sind, haben wir im Beitrag „Versicherungen für Selbstständige“ zusammengefasst.

Bildnachweis:
Titelbild: stock.adobe.com/pikselstock, Bild 2: stock.adobe.com/Rido, Bild 3: stock.adobe.com/tiagozr, Bild 4: stock.adobe.com/StockMediaProduction, Bild 5: stock.adobe.com/Mars0hod

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Cornelia Scheffler
Cornelia arbeitet als Online-Redakteurin bei der BavariaDirekt. Ihr beruflicher Weg führte sie durch viele Redaktionen - von TV über Print bis Online. Bei der BavariaDirekt kombiniert sie profundes Wissen zu Versicherungsprodukten mit Ihrem Spürsinn für aktuelle Leserinteressen rund um das Thema Versicherungen. Wenn sie frei hat spielt sie Cello und ist auf Flohmärkten unterwegs.

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